Der Baader FCCT mit der QHY 268M am RASA 8 – Schritt für Schritt zur perfekten Justage

Wenn beim RASA 8 eine Sensordiagonale von 22mm für eine korrekte Abbildung ideal ist, aber „nur“ eine Kamera mit 28,5mm Diagonale zur Verfügung steht – geht das überhaupt?

Ich habe das einmal ausprobiert und beschreibe hier Schritt für Schritt meinen Weg zum fertigen Aufnahme mit dem Baader FCCT (Filter Changer Camera Tilter) für RASA 8" und QHY-Kameras (#baaderfcct , € 0,-) und der QHY 268M ( QHY 268 M/C BSI Medium Size APS-C Kameras, gekühlt (verschiedene Versionen erhältlich) (verschiedene Versionen / Varianten erhältlich) ) am RASA 8, insbesondere die Justage des Gesamtsystems. Ich schlage vor, dass Sie alles einmal in Ruhe zu lesen, bevor Sie es selbst ausprobieren!

Kontrollieren Sie zur Sicherheit jeden Handgriff – und alles auf eigene Verantwortung!

Warum Astrofotografie mit dem Rasa 8?

Ich mag den RASA 8 sehr gerne. Er ist sehr handlich und hat eine sehr gut abbildende Optik. Ich konnte schon vor einiger Zeit den ersten Prototyp des FCCT Filterschiebers und Kameratilters zusammen mit der QHY 163M am RASA 8 testen und hatte sehr viel Spaß. Diese Aufnahmen legten den Grundstein für meine Freude an aktuellen Ultra-Narrowband (UNB) SHO-Filtern.

In der Vergangenheit habe ich auch schon oft zeigen können, dass ich die RASAs allesamt ganz gut lesen kann. Was meine ich mit „Lesen“? Nun, ich meine damit die „Deutung“ der Abbildung des Systems im Fokus: Arbeite ich mit den richtigen Werten für den Backfokus, und wie muss ich die Justage machen, damit alle Bildecken passen. Letzteres ist bei f/2 und großen Sensoren wirklich eine Herausforderung.

Das Preis-/Leistungsverhältnis der Optik mit 8“ Öffnung inkl. der Obstruktion bezüglich Feld und Kamera ist sehr gut. Der Baader FCCT (Filter Changer Camera Tilter) für RASA 8" und QHY-Kameras (#baaderfcct , € 0,-) eine feine Ergänzung!
Laut Beschreibung des RASA 8 f2.0 kann das Feld bis 30mm Chip Diagonale verwendet werden, wenn auch mit Abstrichen oder Kompromissen in den Ecken – es ist für 22mm bis 32mm optimiert. Zuvor hatte ich ja „nur“ gezeigt, dass die Angaben zur Abbildungsqualität der RASAs stimmen, wenn man sie korrekt verwendet.

Legen wir los und lesen Sie, was ich mit einer größeren Kamera als empfohlen machte und was Sie machen müssen!

 

Vorbereitung des RASA 8:

Als erstes habe ich den „Klarglas-Filter“ des RASA 8 entfernt, denn die Backfokus-Rechnung ergab, dass ich mit dem FCCT und einem Spacer-Ring sowie den Filtern genau in den richtigen Abstand kommen werde. Das ist bei f2 einfach ein MUSS – denn bereits 0,5mm sind hier eine zu große Abweichung und bei meinem Versuch sicherlich nicht hilfreich! Was bei f4-Systemen oder noch weniger Lichtstärke eine geringere Rolle spielt, ist bei f2.0 eine Welt.

Und immer kontrollieren: Ist alles sauber und staubfrei?

Vorbereitung der QHY 268M:

Die Anleitung des FCCT gibt einen guten Eindruck davon, wie er montiert wird.
Ich habe bei der QHY268M alles abgebaut, bis ich die Sensorglas-Heizung vor mir hatte, und die winzigen originalen M2-Schräubchen sorgfältig aufbewahrt. Dann konnte ich den Kamera-Basisteil des FCCT montieren. Dazu muss der FCCT wie in der Anleitung beschrieben in drei Teile zerlegt werden. 

A) Ausrichtung des Baader FCCT an der Kamera:

Dazu sei gesagt, dass der Sensor der QHY 268M im Hochformat verbaut ist, damit „Norden“ im Bild immer oben ist. Das heißt: Ich habe die Kamera so am FCCT angeschlossen, dass der Einschub des Filters in den FCCT später von oben erfolgt. „Oben“ ist sehr gut an der Rückseite der Kamera ersichtlich. Dieser Ausrichtung liegt noch eine weitere Überlegung zu Grunde: Ich wollte das Stromkabel nach links oder rechts (= Strom) und das USB-Kabel nach unten wegführen. Wenn die Kabel schön gerade verlaufen, kann ein Spike entstehen; der Effekt des Spikes ist dann immer gespiegelt.

Aber zugleich würde ich die Lage der Kabel nicht mehr verändern. Wenn ich Acht gebe (!) und nirgends anstoße, ändert sich während der Aufnahme nichts mehr, und ich kann auch ohne Probleme Flats erstellen und verwenden.

Verändere ich dagegen die Lage der Kabel zwischen den Aufnahmen, wird dies an den Sternen sichtbar und führt zu Artefakten. Auch der Filterwechsel ist einfacher, wenn kein Kabel im Weg ist!

Flats sind ein absolutes Must-have: Ohne Flats kann ich das Bild nicht in der Tiefe „aufdrehen“ wie ich es gerne mache. Wenn das System das liefern soll, was ich mir erwarte, dann muss während der Vorbereitung alles richtig gemacht werden.

Und immer kontrollieren: Ist alles sauber und staubfrei?

B) Anbringen des FCCT-Tilters am Basisteil des FCCT mit der montierten Kamera:

Nehmen Sie nun den FCCT-Basis zur Hand und drehen Sie die Tilter-Schrauben so weit, dass die Schraubenköpfe innen am FCCT gerade zu sehen sind. Die Schrauben dürfen NICHT überstehen, also nicht in den FCCT ragen. Der FCCT besteht kameraseitig aus zwei Teilen, die zur Montage getrennt werden, nämlich FCCT-QHY-Flansch und FCCT Basis mit den Tilter-Schrauben. Das dritte Teil, den RASA-Flansch, benötigen wir im Augenblick nicht.

Wichtig: Achten Sie darauf, dass sich beide Teile in einer Flucht sind, damit der Filter ohne „Zwicken & quetschen“ eingeführt und herausgenommen werden kann!

Als nächstes legen Sie die FCCT-Basis auf den Tisch und drehen Sie sie, dass der Einschub des Filters zu ihnen zeigt. Im nächsten Schritt nehmen Sie die Kamera mit dem montierten FCCT-QHY-Flansch und orientieren diese so, dass der Einschub des Filter ebenfalls zu Ihnen zeigt. Erst wenn beide Ausrichtungen passen, können Sie die Kamera sanft in die Tilter-Basis drücken.

Wichtig: Alle drei Schraubenpaare sollten gleichmäßig tief eingeschraubt und fixiert werden, denn so ist die Ausgangsbasis für die Justage am Stern nicht verkippt! (Und wieder die Kontrolle: Ist alles sauber und staubfrei?)

Als nächstes werden beide Teile fixiert:
Dazu dienen die drei Schraubenpaare, die paarweise mit 120° Versatz angeordnet sind. Fixieren Sie bitte zuerst die „Zug-Schraube“, bis sie einen sanften Widerstand spüren. Idealerweise ziehen Sie jede Zug-Schraube abwechselnd an! Danach folgen die „Druck-Schrauben“. Diese müssen ebenfalls fixiert werden! Genau wie bei den Zugschrauben gilt: → Anziehen, bis Sie einen Druck/ Kontakt spüren.

Hinweis: Alle Schritte bis jetzt, die das Handling mit dem FFCT beschreiben, können vorab ohne die Montage der Kamera getestet werden, damit etwas Übung in der Handhabung kommt.

Vorbereitung des FCCT am RASA 8:

Wichtig: Ich habe den Flansch des FCCT so mittig zentriert wie es nur irgend möglich war!
Das heißt: Zwischen dem Konterring des RASA 8 und der fertig montierten FCCT Basis ist ein Abstand sichtbar. Mein Ziel war nun, dass dieser Abstand rundherum gleich groß war. Als ich den Konterring festgezogen habe, habe ich immer wieder die Mitte zum System überprüft.

Dazu habe ich den FCCT-RASA-Flansch mit einem Spacer und der Überwurfmutter des RASA 8 verschraubt.
Das Verschrauben des Konterrings erfolgt nicht übertrieben fest, aber bestimmt – kennen sie den schönen Ausdruck “handfest“? Bitte kein „Festknallen“… Wichtig: Ziehen sie den Überwurfring so gut / fest an, dass er später in der Nacht nicht locker wird, wenn es abkühlt.

Würde ich die Kamera in der Nacht neu fixieren müssen, würde sich die Kamera mit Sicherheit minimal verdrehen oder aus der optischen Achse verschieben. Das wollte ich unbedingt vermeiden. Das muss etwas geübt werden, aber es war nicht mein erstes Mal mit dem RASA

Achtung: Zieht man den Konterring zu fest, kann der Überwurf-/ Konterring später nur mehr mit viel Kraftaufwand abgeschraubt werden, was nach mehreren Malen dazu führen kann, dass sich der Korrektor des RASA 8 in der Schmidtplatte drehen lässt – dann ist die Justage „weg“, und der RASA 8 muss zum Service!
(Und immer wieder kontrollieren: Sauber und staubfrei!)

Nebenbei bemerkt: FCCT-RASA-Flansch kann am RASA 8 bleiben, und ich kann den Staubschutzdeckel des RASA 8 weiterhin verwenden. So kann die Optik transportiert werden. (Dazu muss „nur“ die Kamera wieder abgenommen werden. Markieren Sie die Mitte der Kamera zum FCCT hin, das erleichtert das erneute Anbringen der Kamera!)

Der Kameraumbau für den FCCT muss nur einmal durchgeführt werden, der FCCT verbleibt später an der Kamera.

RASA 8 auf die Montierung setzen, alles verbinden und verkabeln.

Was ich jetzt mache, wird mich in allen Nächten begleiten, in denen ich mit diesem Setup aufnehme – bei jedem Bild, das herunter geladen wird. Es ist also wichtig!

Hier gilt kein „passt schon, geht schon“ – nein, wirklich exakt sein ist hier das A & O!

A) Zuerst setzte ich den RASA 8 auf meine CGX-Montierung und fixierte ihn mit einem (leichten) Übergewicht zum Hauptspiegel, denn mit der Kamera wandert der Schwerpunkt wieder nach vorne. Die CGX hatte ich schon zuvor eingenordet – das musste in dieser Nacht also nicht mehr geschehen.

Den Hauptspiegel drehte ich 8-9x um je eine halbe Umdrehung gegen den Uhrzeigersinn – die Optik ist damit nicht im Fokus! Es geht mir um die Verteilung des Gewichts, denn wenn ich dies nicht jetzt mache, sehe ich später nicht mehr, ob es etwas mehr zur Kamera oder zum Hauptspiegel hin zieht.

Dass ich mit einem f2 System aufnehme bedeutet nicht nur, dass ich sehr schnell Tiefe gewinnen kann, nein: Ich sehe auch jeden kleinen Nachführfehler – f2 zeigt das sofort!
UND es ist noch viel, viel wichtiger, dass mein Setup gut läuft! Wenn ich justiere, muss ich die Montierung bis zu 10 Sekunden oder länger laufen können, ohne Autoguider – aber die Sterne müssen rund bleiben, damit ich die Abbildung an den Rändern und im Feld gut bewerten kann. Wenn mich die Montierung im Stich lassen und nicht „frei und korrekt“ laufen würde, würde ich auf den Nachführfehler und nicht auf die Optik justieren!

B) Anbringen der QHY 268M am FCCT-RASA-Flansch (Sehr wichtig, und vorsichtig arbeiten!)
Im nächsten Schritt lassen wir die Montierung mit dem RASA 8 in der Polarstern–Parkposition fixiert; die Optik zeigt also genau Richtung Himmelspol. Nehmen Sie nun die Kamera und setzten diese an dem FCCT-RASA-Flansch an, der am RASA 8 mittig fixiert wurde. Lassen Sie die Kamera währenddessen nicht los!

Dabei drehen Sie alles so, dass die Mitte der Kamera genau nach oben bzw. zur Mitte der Optik zeigt!

Halten Sie die Kamera immer fest und ziehen sie nun die Schrauben fest. Ich verwende dazu ein Sternmuster, bis die Schrauben fest angezogen sind. Damit alles passt, müssen Sie abschließend die Ausrichtung der Kamera zur Optik überprüfen!

Kontrolle: Sind die Kamera und der FFC aufeinander zentriert, und beide zusammen wiederum auf den RASA? Das ist notwendig, damit sich der Stern später nur in einer Richtung bzw. Achse bewegt, wenn Sie eine Achse der Montierung bewegen, und nicht diagonal durch das Feld.

Hinweis: Vielleicht haben Sie es schon bemerkt: Die Schrauben für die Justage der Kamera befinden sich links (S1) bzw. rechts (S2) oben am FCCT sowie genau unten (S3) am FCCT! Somit ist jede Schraube einer Achse im Feld zugeordnet! (Und immer wieder kontrollieren: Sauber und staubfrei! So vermeiden Sie Überraschungen bei der Aufnahme.)

Die wichtigste Regel: Keine Lageveränderung der Kabel vor der Optik!

Verkabeln und die finale Balance des Systems

Wenn alle Schritte erledigt sind (und besser 2x kontrolliert wurden), machen Sie nun alles einsatzbereit. Dazu verbinden Sie das Strom- und USB-Kabel mit der Kamera. In meinem Fall fixiere ich beide Kabel an einer Heizungsmanschette und zusätzlich mit Klettverschluss-Kabelbindern.

Blicken Sie von vorne auf die Optik: Die Kabel sollten – oder besser: müssen – gerade und zueinander im rechten Winkel an die Ränder der Optik verlaufen, ohne Beulen, Knoten usw.
Bei einem um mehr als 120° versetzten, radialen Verlauf (169°) werden die Kabel „unsichtbar“, dann entsteht kein Spike auf dem Foto.

Auto-Guiding:

Celestron RASA 8 mit StarAid Rev. B & QHY MiniGuide Scope

Den habe ich dieses Mal in einer Baader Standard-Basis für Sucherhalterungen (#2457000 , € 34,-) angebracht. Ab diesem Zeitpunkt beginnt nun die finale Balance des Teleskops und die Fertigstellung der Verkabelung.

Die Balance wird auf beiden Seiten der Montierung geprüft, auf der Ost- und der Westseite. Einmal zeigt die Öffnung des RASA 8 dabei nach Norden und wird dann um 180° gedreht, damit sie nach Süden zeigt. Die Optik ist dabei jeweils parallel zum Boden ausgerichtet.
In diesem Vorgang überprüfe ich jede Stellung, die ich erreichen kann. Die Montierung muss in allen Positionen gleichmäßig in der Balance sein. Das dient auch zur Kontrolle meiner Kabelführung – kein Zug oder Druck! Achtung: Mit der Kälte werden Kabel „widerspenstig“ und beeinflussen die Nachführung!

Fertig!!! Der Aufbau ist geschafft, nun kommen das First Light am Stern und die Justage der QHY 268M mit dem FCCT am RASA 8.

First Light am Stern und die Justage der QHY 268M mit dem FCCT am RASA 8

Die Justage des RASA 8 + FCCT + QHY268M am Stern

Zuerst noch ein paar Hinweise zu den Schritten, sowie allgemein zur Verwendung der Geräte.

  • Die QHY 268M habe ich bei -10°C mit Gain 26 und Offset 60 betrieben;
  • Als Basis habe ich LRGB Daten am Ost- und Westhimmel aufgenommen, dazu dann H-Alpha, OIII und SII; und das Ganze für Deklinationswerte von -6° bis hoch in den Himmel. So bekam ich einen Eindruck über eine mögliche Durch-/Verbiegung oder eine Veränderung der Lage des Hauptspiegels sowie die Stabilität der Justage und des FCCT zum RASA 8;
  • Was ich jedem ans Herz legen muss, ist Folgendes: Die Fokussierung muss auf der optischen Achse stattfinden, mit einer sehr geringen Abweichung (weniger als 150-200 Pixel). Das gilt besonders bei der Justage! Danach wird es weniger kritisch, aber maximal 1/3 von Zentrum ist eine goldene Regel;
  • Korrektur mit Bias, Darks und Flats. Darks und Bias nahm ich mit dem Baader UFC Dark-Slider, 3D-gedrucktBaader UFC Dark-Slider, 3D-gedruckt Baader UFC Dark-Slider, 3D-gedruckt (#2459197, € 30,-) auf, das ging sogar als der Halbmond aufgegangen war! Aber natürlich war das Teleskop 180° vom Mond abgewendet und ohne direkten Lichteinfall auf die Öffnung des RASA.
  • Die LRGB und Ultra Narrowband-Filter müssen perfekt sauber sein. So konnte ich mit den Flats das Verhalten testen, denn das Flat muss so nur den Verlauf der Helligkeit korrigieren, keine Verschmutzung an Chip oder Filter…
  • Green Flats (avg. 31000 ADU) haben bei allen Ultra Narrowband-Filter gut funktioniert, wobei mir für alle Kanäle eine konstante Flat-Sättigung als Vorteil erscheint.

Start der Justage direkt am Stern:

Die Montierung wurde ganz normal sorgfältig eingenordet – jeder weiß wohl am besten, wie das für die eigene Montierung funktioniert. Danach suchte ich mir einen hellen Stern auf ca. 50° Grad Höhe, um an ihm die Justage in Ruhe abzuschließen.

Hinweis: Der ASCOM-Treiber der QHY 268M war seit der Installation unverändert. Das hatte zur Folge, dass jedes Bild auf dem Kopf stand.

Wenn das Setup so wie beschrieben aufgebaut ist, sind die Schrauben S1 / S2 / S3 am FCCT wie folgt zugeordnet; die S1 und S2 sind immer in der Diagonale wirksam.

  • S1: Rechts oben nach links unten
  • S2: Links oben nach rechts unten
  • S3: Im Feld zwischen links und rechts

 

Das Feld des RASA 8 und der QHY 268M bei 100% und die Bildecken; eingezeichnet ist auch, in welche Richtung die Justierschrauben wirken.

Das Feld des RASA 8 und der QHY 268M bei 100% und die Bildecken; eingezeichnet ist auch, in welche Richtung die Justierschrauben wirken.

 


Testbild vor der Justage

Testbild vor der Justage

A) Der erste Schritt besteht darin, den RASA 8 genau zu fokussieren (über FWHM-Werte und Helligkeit!)!

Dann habe ich die erste Aufnahme mit diesen Einstellungen gestartet;

  • Filter: Lum
  • Belichtung: 10sec
  • Bin: 1x1
  • Abspeichern: in einem neuen Ordner mit dem Namen „Justieren“
  • Name der Datei: 0001_Start_10sec_Lum
  • Weitere Bilder: 0002_(Bildecke / Schraube usw…)_....

Als erstes Bild bzw. Ergebnis sehe ich einen Links-/Rechts-Unterschied, den ich mit der Schraube S3 später beheben werde. Aber zuerst arbeite ich mit S2, denn dort war die Abweichung am Größten. Das ist nun auch die Regel: Es wird die Achse / Bildecke optimiert, in der der Fehler am Größten ist.

Wichtig: die Sterne müssen in der Mitte wirklich rund sein! Nun ist kein Nachführfehler mehr erlaubt!

Arbeiten Sie vorsichtig: Achten Sie auf alle Kabel, stoßen Sie nicht grob ans Teleskop, verwenden Sie eine Stirnlampe, halten Sie die Sechskant-Schlüssel sicher,…

B) Nach der ersten Aufnahme habe ich mir ein Subframe der Bildecke vergrößert (über die Region of Interest), in der die Sterne am unschärfsten/größten waren.

Danach habe ich diesen Bildbereich 2 – 4 Sekunden lang belichtet. Die Belichtungszeit hängt von der Helligkeit der Sterne in dem Feld ab.

Beim Anpassen der Belichtungszeit muss man eine Übersättigung der Sterne vermeiden, ansonsten ist keine exakte Bewertung möglich. Den Aufnahmemodus setzte ich für diese Fokus-Subframes auf Endlosschleife, bis die Justage der Bildecke abgeschlossen war! Um die Subframes zu beurteilen, drehen Sie den Monitor möglichst so, dass er gut sichtbar ist, und stellen den Zoom auf 200 bis 400%!

Der Prozess: Jetzt ist es einfach: Ich sage laut die Bezeichnung der Schraube und was ich tun will. Also „S2 + untere Schraube (am FCCT!) + anziehen“! Dabei drehe ich die Schrauben immer um etwa 1/8 Umdrehung. Das hilft dabei, im Laufe der Zeit eine Routine zu bekommen: Laut ausgesprochen merkt man es sich besser 😊
Wenn ich das gemacht hatte, habe ich zwei Aufnahmen abgewartet, dann war die Montierung wieder ruhig und die Sterne ruhig. Jeder muss für sich selbst herausfinden, was für die eigene Montierung passt.

Als Ergebnis und Ziel müssen die Sterne kleiner werden. Da es noch Sensortilt gibt, müssen Sie aber noch nicht rund sein – kleiner ist das Ziel! Okay!
Nun wieder das ganze Bildfeld aufnehmen und die nächste „schlechteste Bildecke“ suchen!
Ich nahm die „S1“ Achse, wählte die Ecke, in der die Sterne wieder am „Größten“ waren, und wieder wird am FCCT gedreht, damit die Sterne kleine(r) werden.

C) Nachdem nun zwei Ecken „behandelt“ wurden, ist wieder eine neue Aufnahme des ganzen Felds angesagt.
Nun sollten Sie sehen, was sich in den Bildecken, die Sie sich vorgenommen haben, getan hat, und was in den gegenüberliegenden Bildecken! Nun müssen Sie entscheiden, wie zufrieden Sie damit sind!

Das Ziel ist (immer): Die Abbildung gegenüber den vorherigen Bildern besser geworden sein, dann ist der Weg gut. Bei mir wurde es in der Summe besser, aber die Links-/Rechtsabweichung im Bild war noch vorhanden. Bei einer auffälligen Verschlechterung können Sie noch einmal die Schrauben S1 / S2 verwenden, um die Bildecken mit der größten Abweichung zu korrigieren.

D) Starten Sie eine neue Fokus-Routine für die ganze Optik und stellen Sie erneut in der Bildfeldmitte scharf! (fokussieren Sie sehr exakt, denn die Fehler werden zu den Rändern hin kleiner!)
Danach folgt eine länger belichtete Aufnahme von etwa 10 bis 15 Sekunden. Hier sind keine Nachführfehler erlaubt!

Schauen Sie sich nun alle Bildecken bei min. 100% an und vergleichen Sie sie mit den vorangegangen Bildern. In meinem Fall kam jetzt einmal die Schraube S3 dran, denn ich hatte links / rechts im Bild ähnliche Sterne bis in die Bildecken.
Daher nahm ich mir die Seite im Bild vor, in der die Sterne am größten waren. Also wieder per Region of Interest eine Bildecke als Fokus-Subframe auswählen und mit 2 bis 4 Sekunden Belichtungszeit in einer Endlosschleife belichten lassen. Dann an der S3 Schraube drehen, damit die Sterne kleiner werden. (Sie können eventuell leicht Ei-förmig sein, aber sie werden dann rund.)

E) Danach wieder eine Aufnahme des ganzen Feldes bei 10 bis 15 Sekunden Belichtungszeit.
Wieder die Kontrolle aller vier Bildecken bei 100%. Eventuell steht eine erneute Justagerunde an, in der Sie die Schrauben S1 + S2 oder auch S3 verwenden müssen:

  • Erneutes Fokussieren nach 2-3 Korrekturen in den Bildecken ist immer sinnvoll – die Fehler werden immer kleiner!!
  • Diese Justagerunden sind so lange zu machen, bis am Ende in allen vier Bildecken nur runde Sterne übrig sind;
  • Je besser die Luftqualität (Seeing), desto besser sieht man Qualität der Justierung – schlechtes Seeing lässt es schneller „gut“ wirken, aber es kann bei besserem Seeing wieder eine Abweichung auftreten!
  • Da an einem f2 System justiert wird und 3,7mü Pixel klein sind, kann es durchaus etwas dauern.

Ich hatte in den letzten Jahren Zeit, um an meinen RASAs zu üben – aber es ist keine Hexerei!

Für den Fall:

Es kann dazu kommen, das Sie merken, dass die Schrauben sich nicht mehr so leicht anziehen lassen. Denken Sie daran: Zu viel Kraft ist kein gutes Werkzeug!

In dem Fall müssen Sie dann beispielsweise die S2 + obere Schraube leicht lösen (1/16 – 1/8 Umdrehung). Das machen sie bitte immer mit einem aktiven Subframe, damit sie sehen, was passiert!

Kontrollieren Sie: Drehen Sie in die richtige Richtung, wird es also besser?

Ist man nahe an der Perfektion, so kann man dieses letzte kleine „bisschen“ schon in die andere Richtung gegangen sein, sodass Sie ohne es zu bemerken schon durch den idealen Fokus gegangen sind! Oder es handelt sich um den Tilt im Feld, der dann wieder dazu führen kann, dass Sie die S1 und S2 Schraube wieder verwenden müssen, denn es kann ein Pendeln entstehen zwischen den Bildecken und Links / Rechts im Feld. Um das zu beseitigen, ist immer sorgfältigere Justage nötig!

Fazit:

Eines hat sich in all den Nächten, in denen ich fotografiert habe, immer wieder bestätigt: Es sollte immer beim Objekt fokussiert werden; Drifts im Fokus verschlechtern die Abbildung!

Ansonsten habe ich keine Abweichung festgestellt.

Zur System-Optimierung: Eine zweite 3“ Schiene oben am RASA 8 wäre hilfreich, damit kann der StarAid-B über der Optik besser in die Balance gebracht werden.

Die Justage habe ich in drei Nächten bis zum finalen Zustand gebracht (nach insgesamt etwa 2,5 Stunden). Dabei war es hilfreich, dass ich dabei immer Daten aufgenommen hatte. So konnte ich einen Vergleich zur vorangegangen Nacht ziehen, was Justage und Stabilität betrifft. Damit konnte ich die Konstanz der Optik feststellen, sowie eine stabile Lage des FCCT. Nachdem Abschluss der Justage war die Abbildung an jedem Objekt gleich.

Aber keine Sorge: Die aufwändige Justage ist nur einmal nötig, danach bleibt das System erfreulich stabil, in allen Tubusstellungen! Sowohl am Ost als auch am West Himmel von -6° Dec bis hoch in den Himmel… Wenn ich in der ersten Nacht bereits optimales Seeing gehabt hätte, wäre die Justage an einem Abend erledigt gewesen.

Was ich in der Nacht 1 justierte, war in Nacht 2 wieder so, und auch das aus Nacht 2 war in Nacht 3 genau gleich. Nur wegen dem besseren Seeing in den folgenden Nächten musste ich noch nachjustieren. Der Zeitaufwand: 15-20min – wenn am es nicht das erste Mal macht!

Dabei habe ich einen "teilmobilen" Setup: Ich baue CGX und Teleskop zwar immer wieder ab, aber die Kamera bleibt am Teleskop. Bei „ordentlicher" Behandlung bleibt die Justage erhalten, nur die Bildausrichtung ist ein großes Thema: Wenn die Kamera abgenommen und wieder angesetzt wird, können die einzelnen Sub-Frames leicht gegeneinander verdreht werden.

Da ich aber Bilder in Schmalband und LRGB haben wollte und dies auch als Stacking musste ich so präzise vorgehen. Im Pre-Stacking zeigte sich, ob es gehen würde. Darum mache ich nach einer Nacht immer einen Durchlauf mit den Daten und einen Mix aus zwei Nächten, ob diese zusammen passen werden.

Der Fokus muss exakt getroffen werden. Für den Fall, dass man über den Fokuspunkt hinaus gekommen ist, sollte noch einmal von vorn fokussieren. Dabei gilt: IMMER AUF DRUCK, also gegen den Uhrzeigersinn!

Um den perfekten Fokus zu finden: Testen Sie die FWHM-Werte in einem Fokusdurchgang von intra- zu extrafokal und bewerten Sie sie! Meine RGB Filter zeigten sehr ähnliche FWHM-Werte. Die Sterne bleiben bis an den Rand des Feldes rund und zeigen keine Säume.

Und der große Sensor? Lässt sich problemlos verwenden, wenn man den gesamten Image Train sorgfältig justiert und Flats verwendet, kommt ein super Bild heraus!

Luminanzbild nach 180s, Celestron RASA 8, Baader FCCT und QHY268MZur Aufnahme der RGB-Serien:
Die Blau Aufnahmen machte ich bei der größten Höhe des Objektes am Himmel, danach Grün und hinterher und zuletzt rot, wenn das Objekt schon tiefer stand. Lum (UV/IR) ist die Summe aus RGB und bildet den FWHM gemittelt ab.

Die Fokuslage der Ha und SII Filter war gleich, OIII zeigte eine Abweichung beim Fokus. Nachdem alles justiert ist, kann fotografiert werden!

Ich belichtete jedes Subframe 180 Sekunden lang. RASA 8, StarAid, CGX und QHY268M arbeiteten nun PERFEKT miteinander. Schon eine Einzelaufnahme lässt erahnen, was uns erwartet. Hier ein Original Luminanzbild nach 180s - es wurde nur noch eine milde STF gemacht und im Jpeg gespeichert:

Einige Aufnahmen später waren alle Aufnahmen "im Kasten", und nach der Bildbearbeitung nun das Ergebnis der Mühe: M65 / M66 und nur 400mm Brennweite in LRGB!

LRGB der M65 + M66 + NGC3628; Lum: 105min, R/G/B: je 30min pro Kanal (=90min); Subs: 180s!; QHY 268M @ -10°C; Celestron RASA 8 + Baader FCCT + Baader LRGB (ältere Version der Filter); Celestron CGX + StarAID-B; Größe: 66%; Tiefe: GROSS!; 400mm Brennweite und APF-R; © Christoph Kaltseis

LRGB der M65 + M66 + NGC3628; Lum: 105min, R/G/B: je 30min pro Kanal (=90min); Subs: 180s!; QHY 268M @ -10°C; Celestron RASA 8 + Baader FCCT + Baader LRGB (ältere Version der Filter); Celestron CGX + StarAID-B; Größe: 66%; Tiefe: GROSS!; 400mm Brennweite und APF-R; © Christoph Kaltseis

 

Und um zu zeigen, dass das auch reproduzierbar ist, hier noch zwei weitere Einzelbilder mit der großen QHY268M am RASA8 – die Bildserien warten noch auf die Bearbeitung:

Die Spiralgalaxie M51, 1x180s mit Grünfilter; © Christoph Kaltseis

Die Spiralgalaxie M51, 1x180s mit Grünfilter; © Christoph Kaltseis

IC1318, 1x180s mit dem H-alpha 3,5nm Ultra-Narrowband-Filter © Christoph Kaltseis

IC1318, 1x180s mit dem H-alpha 3,5nm Ultra-Narrowband-Filter © Christoph Kaltseis


Über den Autor: Christoph Kaltseis

Christoph Kaltseis

Christoph  ist nicht nur Adobe Photoshop Spezialist und als Nikon Professional für Nikon unterwegs, sondern auch ein erfahrener Astrofotograf. Er gehört zu den Gründern der Central European DeepSky Imaging Conference (www.cedic.at), die seit 2009 regelmäßig alle zwei Jahre in Linz stattfindet.

Neben seiner diversen Projekten hat Christoph mit APF-R (Absolute Point of Focus) in den letzten Jahren einen neuartigen Bildschärfungsprozess entwickelt. Die Prozedur ist dabei nicht immer gleich, sondern wird auf die Kombination von Objektiv und Kamera angepasst. Daher war eine flexible Methode nötig, um die gewünschten Ergebnisse zu erzielen.

In seiner Karriere als Astrofotograf hat Christoph auch bereits einige APODs (NASA Astronomy Picture of the Day) erstellt, z.B. die mit APF-R bearbeitete Aufnahme der M33 Galaxie oder das Herz des Orionnebels (M42).


Hinterlasse eine Antwort