Das neue Jahr beginnt mit einem neuen Kometen, der vielleicht sogar mit bloßem Auge zu sehen sein wird.
Komet C/2022 E3 ZTF kommt erstmals seit sicherlich 50.000 Jahren in Sonnennähe, und am Donnerstag den 12. Januar wird er unserem Zentralgestirn etwa so nahe kommen wie die Erde. Schon seit einigen Monaten wird er verfolgt von Amateur- und Profiastronomen. Er hat jetzt etwa 7. Größe, ist also mit gängigen Ferngläsern und erst recht kleinen Teleskopen beobachtbar. Den derzeit drei Grad langen Plasmaschweif und einen kurzen Staubschweif-Fächer, den aktuelle Fotos zeigen, wird man visuell mit kleinen Optiken allerdings noch nicht sehen. Doch das ändert sich bald. Der bekannte Kometenfotograf Michael Jäger hat uns am 4.1. eine beeindruckende Animation und ein schönes Farbbild des Kometen geschickt und schreibt dazu:
Wir haben nun maximale Aktivität beim Ionenschweif. Näher kommt er ja nicht an die Sonne heran. Es hat sich aber gezeigt, dass an manchen Tagen die Ionenschweifaktivität erhöht ist. Ob das eine Folge nur des Sonnenwinds ist, wissen wir noch nicht. Ich konnte bereits eine Rotation des Schweifs dokumentieren (Anhang GIF vom 2.1. mit 11" RASA und QHY600, Dauer 2 Stunden), das (Farb-) Bild ist vom 4.1. 5.00 UT LRGB 40 min (RASA und QHY 600)
Nachdem der Komet noch ein schönes Stück näher an die Erde heran kommt, sollte er nicht nur schwach freisichtig werden. Auch erwarte ich eine weitere Zunahme der Schweifhelligkeit mit Längen um 10 Grad (so die Aktivität nicht nachlässt). Nach dem 15.1., wenn das Mondlicht nicht mehr so stört, wissen wir mehr, was uns zu Monatsende erwartet.
Hintergrund: Wenn ZTF Ende Januar der Erde auf ca. 0,28 AU (also nur etwa 1/3 der Distanz Erde/Sonne) nahe kommt, ist er frisch erwärmt von der Sonnenpassage zwei Wochen zuvor. Die meisten Kometen sind gerade dann am aktivsten. Viel Eis verdampft auf der erwärmten Oberfläche und reißt Staub mit sich. Der Staubschweif, welcher mit bloßem Auge beeindruckender ist als der blaue Plasmaschweif, wird wachsen. Auch wird sich die Sicht-Geometrie etwas verbessern.

Aufsuchkarte Januar-März 2023
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Ganz so imposant wie der letzte schöne freisichtige Komet, C/2020 F3 NEOWISE im Juli 2020, wird der neue Besucher aus den Außenbereichen des Sonnensystems sicherlich nicht. Doch hat ZTF den Vorteil, dass er zur Erdnähe sehr hoch und optimal leicht auffindbar am nördlichen Himmel steht. Er wandert zwischen Großem und Kleinem Wagen hindurch, und das in der Neumondzeit, wenn der Himmel sehr dunkel ist. Diese glücklichen Umstände werden sicherlich vielen Einsteigern unter den Amateurastronomen zu ihrer ersten Kometenbeobachtung verhelfen – wenn das Wetter mitspielt. Versuchen Sie Ihr Glück, die besten Sichtbedingungen sind in den Nächten Ende Januar! Die Aufsuchkarte hilft dabei.
Fotografisch lässt sich der Komet mit Teleobjektiven einfach erfassen, eine Nachführung und ca eine Minute Belichtungszeit ist jedoch bestimmt erforderlich, um ein annehmbares Foto zu erhalten.
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Himmelsvorschau für 2023: Sonnwenden, Meteore, Mond, Sonne, Planeten, Finsternisse
Hilfsmittel zur Beobachtung
Da der Komet voraussichtlich an der Grenze zur Sichtbarkeit für das bloße Auge sein wird, sollten Sie einen möglichst dunklen Standort aufsuchen – ideal ist es, wenn die Milchstraße oder zumindest alle sieben Sterne des Sternbilds Kleiner Wagen zu sehen sind.
Bei der Suche mit dem bloßen Auge hilft die kostenlose App Celestron SkyPortal. Über Suche => Hellste Kometen finden Sie auch C/2022 E3 (ZTF) und können ihn auf der Karte anzeigen lassen. Wenn Sie Ihr Smartphone in den Himmel halten, bewegt die Karte sich mit, sodass Sie seine Position leicht finden können.
Ein Fernglas hilft bei der Suche. Wenn Sie einen dunklen Standort haben, ist ein 7x50 ideal, da es das hellste Bild liefert und mit siebenfacher Vergrößerung noch freihändig genutzt werden kann. Das
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Cometron 7x50 Fernglas (#824305, € 65,-)
bietet ein hervorragendes Preis/Leistungsverhältnis. Unter etwas hellerem Himmel greifen sie besser zu einem Modell mit etwas höherer Vergrößerung oder kleinerer Öffnung – dadurch wird der Himmelshintergrund etwas abgedunkelt. Preiswerte Gläser, die auch für die Naturbeobachtung gut geeignet sind, sind das UpClose G2 10x50 - Porro
(#824256 , € 62,-)
oder das UpClose G2 7x35 - Porro
(#824250 , € 49,-)
. Das SkyMaster 12x60
(#821439 , € 129,-)
mit zwölffacher Vergrößerung und 60mm Öffnung ist speziell für Dämmerung und Astronomie ausgelegt, bei dieser Vergrößerung lohnt sich ein Stativ wie das TrailSeeker Stativ
(#820980 , € 179,-)
oder das höhere
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; dazu benötigen Sie noch die Baader Bino-Stronghold Fernglas-Halterung
(#2450305 , € 22,-)
, damit Sie mit dem Fernglas auch in den Himmel schauen können.
Die oben genannten Porro-Ferngläser haben das breite Gehäuse klassischer Ferngläser und sind daher günstiger als die schmaleren Dachkantferngläser – dafür sind letztere die idealen Begleiter, wenn Sie öfter Wandern gehen und es auch auf Platz ankommt. Die 8x42-Modelle ( Outland X 8x42 , Nature DX 8x42 , Nature DX 8x42 ED Dachkant , TrailSeeker 8x42 , TrailSeeker ED 8X42 Dachkant Fernglas , Granite 8x42 Fernglas und Regal ED 8X42 Dachkant Fernglas ) sind gute Allzweck-Ferngläser und unterscheiden sich durch optische und mechanische Qualität – es gibt für jeden Anspruch ein Modell.
StarSense Explorer DX 102AZIm Teleskop enttäuschen helle Kometen regelmäßig – sie können so groß werden, dass sie das Bildfeld komplett ausfüllen. Es kommt daher auf ein großes Bildfeld und niedrige Vergrößerung an – Ihr Celestron-Fachhändler berät Sie gerne. Wenn Sie noch keine Erfahrung mit Teleskopen haben, bieten sich die Geräte der StarSense-Explorer-Serie an: Hier hilft Ihnen das Handy dabei, die Ziele zu finden, und Sie müssen sich nicht erst mit einer Computersteuerung oder der Orientierung am Himmel vertraut machen.
Wenn Sie bereits ein Teleskop haben, greifen Sie zu den Okularen, die Ihnen das größte Bildfeld und die niedrigste Vergrößerung liefern. An Teleskopen mit 2"-Anschluss empfehlen sich das Omni Okular 2" 56mm, 47° Gesichtsfeld oder die 2"-Okulare der Hyperion Aspheric Serie.
Filter für die Kometenbeobachtung sind nicht leicht zu finden, auch da sich nicht jeder Komet gleich verhält. Mehr dazu finden Sie in diesem Beitrag: www.baader-planetarium.com/de/blog/kometen-filter
Für die Fotografie gilt das selbe wie für die normale Deep-Sky-Astrofotografie, nur dass kurze Belichtungszeiten zu bevorzugen sind. Optimal ist natürlich eine QHY-Farbkamera in Kombination mit einem lichtstarken Astrograf wie dem
Advanced VX (AVX) 800 RASA
Advanced VX (AVX) 800 RASA (#821741, € 3649,-)
– aber auch mit einer DSLR am Teleskop oder piggyback aufgesattelt mit einem lichtstarken Objektiv haben Sie gute Chancen.
Wir wünschen viel Erfolg bei der Kometenjagd zum Jahresanfang! Und wer weiß, vielleicht erschien ZTF vor 50.000 Jahren bei seinem letzten Besuch noch näher und spektakulärer an einem sehr viel dunkleren Nachthimmel. Man kann nur zu erahnen versuchen, wie eine Kometenerscheinung auf unsere Vorfahren und die Neandertaler gewirkt haben muss, welche zu dieser Zeit gemeinsam auf Erden weilten.
Die Position und Bewegung des Kometen im Sonnensystem können Sie hier in einer 3D Darstellung erkunden, unten ein Beispiel Screenshot der Position am 16.Januar:
Über den Autor: Michael Risch

Seit er als kleines Kind die letzte Mondlandung gesehen hat, interessiert sich Michael für Astronomie und Raumfahrt.1981 wurde er Mitglied im Verein der Amateurastrononen des Saarlandes und hat als Vorstandsmitglied den Aufbau der Sternwarte Peterberg begleitet. Als Mitbegründer und erster Webmaster von www.astronomie.de hat er zahlreiche Ideen und Berichte zu astronomischen- und Raumfahrtthemen zum ersten deutschen Astronomieportal beigesteuert. In der Praxis hat er sich mit Planeten- und Kometen, Sonne, Deep Sky- sowie TWAN-Style Fotografie befasst, auch auf Fernreisen u.a. zu 7 totalen Sonnenfinsternissen. Als langjähriger wissenschaftlicher Lektor hat er "Nordlicht und Sterne" Reisen in den Polarkreis geleitet. Michael hat viele eigene Fotos und Artikel in Fachzeitschriften veröffentlicht und mit seinem Kollegen Martin Rietze für "Color Foto" Kapitel für die Bücher Fotoschule und Extremfotografie verfasst.
Bei Baader-Planetarium ist er im Sternwarten-Projektteam und wird im In- und Ausland für Vorträge gebucht. Ferner ist er Fachberater für Observatorien, Kuppeln, High End Montierungen, Teleskope und vieles mehr.